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Mundgesundheit für Senioren: Bis(s) ins hohe Alter
Zahnmedizin und Zahntechnik: Auf die Bedürfnisse von betagten Patienten einstellen
Die Mundgesundheit von Senioren ist oft besonders gefährdet. Denn im Alter lassen die Beweglichkeit der Hände sowie das Tast- und Sehvermögen nach, was es den älteren Menschen erschwert, Zähne und Zahnersatz zu Hause gründlich zu reinigen. "Aufgrund des stetig wachsenden Anteils der älteren Menschen an der Gesamtbevölkerung sollten sich alle, die im Umfeld der Senioren zu deren Wohl tätig sind, auf die Ansprüche, die Einschränkungen und die Erkrankungen der betagten und hochbetagten Menschen einstellen", so Professorin Ina Nitschke vom Wissenschaftlichen Beirat des Kuratoriums perfekter Zahnersatz (KpZ), und erklärt: "Weil sich die Altersstruktur der Gesellschaft deutlich verschiebt, wird sich auch das Anforderungsprofil an Zahnärzte und Zahntechniker verändern."
Mit zunehmendem Alter steigen zwar die Kontakte zum Arzt oder Physiotherapeuten - doch Statistiken belegen, dass die Besuche von älteren Patienten beim Zahnarzt gleichzeitig immer seltener werden. Professorin Ina Nitschke, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Kuratoriums perfekter Zahnersatz (KpZ) und Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Alterszahnmedizin, kennt den Grund: "Viele Termine bei Ärzten und Fachärzten werden zuerst wahrgenommen, da die regelmäßigen Verschreibungen der Medikamente notwendig sind, Anfahrtsweg, Begleitung suchen, Wartezeit: Für viele Senioren wird mit zunehmender Gebrechlichkeit der regelmäßige Besuch bei den Ärzten und beim Zahnarzt beschwerlicher. Da rückt der halbjährliche Kontrollbesuch beim Zahnarzt in den Hindergrund und wird ausgelassen. Im Gegensatz zur allgemeinen Gesundheit werden Mundraum und Zähne dann schnell vernachlässigt."
Das Problem: Viele Menschen wissen nicht, dass eine Verschlechterung der Mundgesundheit auch mit einer Verschlechterung der allgemeinen Gesundheit einhergehen kann. Dabei haben kranke Zähne gleich einen doppelt schlechten Einfluss auf die menschliche Allgemeingesundheit, erklärt die Expertin für Alterszahnmedizin: "Einerseits stellen kranke Zähne und krankes Zahnfleisch im Mund eine stete Entzündungsquelle dar. Über den Blutkreislauf können die Keime auch an lebenswichtige Organe wie Herz, Lunge oder Niere gelangen. Andererseits verändert sich bei älteren Menschen durch Schmerzen im Mundraum oder Problemen mit dem Zahnersatz oftmals auch das Essverhalten zum Schlechteren", warnt Nitschke. Wer nur unter Schmerzen kauen kann, der greift statt zu Vollkornbrot lieber zu weichem Weizenbrot, statt Möhren werden Joghurts gegessen. Damit kann oftmals eine Unterversorgung von Mineralien und Nährstoffen einhergehen, die sich negativ auf die Gesamtgesundheit der Senioren auswirkt.
Herausforderung für Zahnmedizin und Zahntechnik
Und auch Zahnmedizin und Zahntechnik sollten umdenken: "Um Senioren optimal behandeln zu können, brauchen Praxis- und Laborteam neben einem hohen Fachwissen auch viel Geduld und Verständnis für die Bedürfnisse und Einschränkungen ihrer älteren Patienten", erklärt Professorin Nitschke. Da die Senioren zu einer Generation gehören, der nicht lebenslang die modernen, vorbeugenden Aspekte der Zahnmedizin zugänglich war, beginne die Aufgabe des Zahnarztes bereits zunächst oft damit, älteren Patienten die Möglichkeiten einer wirkungsvollen häuslichen Mundhygiene und Notwendigkeit regelmäßiger professioneller Zahnpflege nahe zu bringen.
"Das Bewusstsein, dass betagte Patienten spezielle Angebote auch in der zahnärztlichen Versorgung benötigen, ist noch nicht sehr alt", erklärt Expertin Nitschke. Doch inzwischen hätten viele Zahnärzte und Zahntechniker die Zeichen der Zeit erkannt und sich auf die Behandlung von älteren Patienten spezialisiert. Die Praxen der Seniorenzahnmediziner sind besonders leicht zugänglich und auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Kurze Wartezeiten sorgen darüber hinaus dafür, dass der Gang zum Zahnarzt für Senioren so einfach wie möglich wird. Oftmals verfügen diese Praxen auch über speziell geschultes zahnmedizinisches Personal, das neben den älteren Patienten selbst auch die Angehörigen oder die Pflegenden von Senioren mit der richtigen Technik zur Zahn- und Zahnersatzpflege vertraut macht. Darüber hinaus bieten inzwischen viele zahntechnische Meisterlabore spezielle Angebote für die seniorengerechte Praxis an.
Schwieriger ist die Situation dagegen für Patienten in Pflege- und Seniorenheimen. "Hier kämpfen wir noch immer gegen eine zahnmedizinische Unterversorgung an", zeigt sich Professorin Nitschke besorgt. Regelmäßige Reihenuntersuchungen oder systematische zahnärztliche Untersuchungen bei der Neuaufnahme gehören in diesem Bereich noch nicht zur Routine. Und nicht selten wird auf die konsequente Nutzung von Teil- oder Totalprothesen ganz verzichtet. Patienten wie auch Personal und Angehörigen ist häufig die Wichtigkeit der Kaufunktion nicht bewusst. Zu wenig Personal und ein straffer Zeitplan machen die gründliche Mund- und Prothesenhygiene darüber hinaus zu einer Herausforderung für die Pflegenden. "Doch aufgrund des Einflusses der Mundgesundheit auf die allgemeine Gesundheit ist eine regelmäßige zahnmedizinische Betreuung durch das zahnärztliche Team vor allem bei allgemein geschwächten Personen umso wichtiger", argumentiert Nitschke.
Je früher, desto besser
Ob Patient, Angehöriger oder Pflegepersonal: "Grundsätzlich sollte man sich so früh wie möglich mit dem Thema Mundgesundheit im Alter auseinandersetzen", erklärt die Professorin. Für Gesundheit und Wohlbefinden der Patienten sei es wichtig, dass sich in jedem Alter der Mund, die Zähne und das Zahnfleisch in einem guten Zustand befinden und der Zahnersatz voll funktionstüchtig sei. "Auch plötzlich auftretende Allgemeinerkrankungen können den Alltag so erschweren, dass eine Neuversorgung mit Zahnersatz nicht mehr möglich ist. Ist der Zahnersatz aber zu jedem Zeitpunkt in Ordnung, muss der Zahnarzt, zum Beispiel bei einem Schlaganfall oder einer Demenz, das Vorhandene erhalten und nicht völlig neu versorgen." Oftmals kann so komplizierten Eingriffen unter erschwerten Bedingungen wirksam vorgebeugt werden.
Abschließend rät Ina Nitschke: "Ältere Patienten sollten sich in kurzen Intervallen dem Zahnarzt vorstellen und mit einer professionellen Zahnreinigung möglichen Putzdefiziten vorbeugen. Regelmäßige professionelle Reinigungen der Prothesen durch den Zahntechniker sollten dabei nicht vergessen werden. Bei den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen können kleinere Probleme außerdem schnell und ohne viel Aufwand behoben werden, größere entstehen durch die regelmäßigen Besuche oft gar nicht erst."
Quelle: Kuratorium perfekter Zahnersatz