Thursday, 09. December 2010 08:30 Uhr Alter: 14 yrs
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    Handfeste Zukunftschancen: Abiturienten gehen ins Handwerk

    Nach dem Abitur grübeln viele junge Menschen über die schwierige Frage: Was mache ich jetzt?


    Die Mehrzahl denkt dabei nicht an eine Karriere im Handwerk. Immer mehr Abiturienten entscheiden sich aber ganz bewusst gegen ein Studium und für die handwerkliche Ausbildung. Die 24-jährige Katharina Wenzel zum Beispiel hat sich mit Abitur in der Tasche für eine Ausbildung zur Zahntechnikerin entschieden – und hat nun beste Aussichten auf dem Arbeitsmarkt.

    Noch nie lag der Anteil der Abiturienten bei den neuen Auszubildenden im Handwerk so hoch wie im Jahr 2010. Knapp 10.000 junge Männer und Frauen wählten den Weg vom Gymnasium in eine von 151 handwerklichen Ausbildungen. Zwar ist die Abiturientenquote im Handwerk insgesamt weiterhin gering, einige Gewerke sind unter Abiturienten jedoch äußerst beliebt und verzeichnen großen Zulauf. Erstmals starteten im Zukunftsberuf Hörgeräteakustiker mehr als 50 Prozent der Auszubildenden mit Abitur. Mehr als ein Drittel Abiturientenquote unter den Auszubildenden weisen unter anderem auch die Augenoptiker, Bootsbauer und Maßschneider auf.

    Eine wahre Alternative zur Hochschule

    Immer mehr Abiturienten entscheiden sich aus gutem Grund für diese berufliche Laufbahn. Denn neben der Aussicht auf eine spannende Arbeit herrscht in manchen Handwerksberufen Vollbeschäftigung. „Die Berufsausbildung ist inzwischen eine echte Alternative zur Hochschule“, kommentiert der Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Holger Schwannecke, die steigenden Zahlen. Das Handwerk biete ausgezeichnete Karrierechancen.

    Steile Karriere für Abi-Azubis

    Die Berufsaussichten für die ehemaligen Gymnasiasten im Handwerk werden sich aller Voraussicht nach sogar weiter verbessern: In diesem Wirtschaftszweig nimmt der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften und Spezialisten kontinuierlich zu, weil Handwerker heutzutage eine Vielzahl innovativer Techniken, neuartiger Materialien und modernste Computertechnik nutzen.

    Zahntechniker-Azubi Wenzel: „Das Studium war mir zu trocken.“

    Auch beim Beruf Zahntechniker sind die Zukunftsaussichten sehr gut – die Ausbildung wird dementsprechend unter Abiturienten immer beliebter. Ungefähr jeder dritte Azubi hat dort sein Abitur in der Tasche. Eine von ihnen ist Katharina Wenzel. Die 24-Jährige macht ihre Lehre bei der alteingesessenen Firma Nitschke Zahntechnik GmbH in Berlin-Buckow. Zuvor hatte die junge Frau aus dem brandenburgischen Storkow zwei Jahre lang Chemie studiert. „Das war mir aber zu trocken, zu theoretisch“, sagt sie. Außerdem seien ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt als Zahntechnikerin besser.

    Anatomie und ein Händchen fürs Künstlerische

    An ihrem Beruf gefällt Katharina Wenzel vor allem, dass man nicht nur theoretisches Wissen und handwerkliches Geschick, sondern auch ein Händchen fürs Künstlerische benötigt. Am meisten kann sie dieses Talent beim Verblenden von Keramikkronen einsetzen – sie präpariert den Zahnersatz so, dass der Träger später ein makelloses Lächeln präsentieren kann.

    Seit knapp zwei Jahren kann die Brandenburgerin in der Edelmetall- und Keramikabteilung ihres Ausbildungsbetriebs dieser handwerklichen Leidenschaft nachgehen. Mit einer Sonde Wachs auflegen, mit einem Wachsmesser modellieren oder mit dem Keramikpinsel arbeiten – der Alltag von Katharina Wenzel ist sehr abwechslungsreich. Präzision ist dabei oberstes Gebot, schließlich kommt es auf den Zehntel Millimeter an, damit der Patient später wieder kräftig zubeißen kann.

    Das theoretische Wissen, das Katharina Wenzel für diese komplexe Arbeit benötigt, erwirbt sie in der Berufsschule. Werkstoffkunde, Mathematik und Anatomie stehen bei der künftigen Zahntechnikerin auf dem Lehrplan. Für dieses duale Ausbildungssystem, das Theorie und Praxis kombiniert, ist Deutschland weltweites Vorbild. Denn die ganzheitlich qualifizierten Fachkräfte zeichnen sich durch hohe Kompetenz sowie Flexibilität aus und sind sofort in der Praxis einsetzbar.

    Handwerkliche und akademische Ausbildung lassen sich verbinden

    Über das duale System hinaus bietet das Handwerk gezielt für Schulabgänger mit Hochschulreife das duale Studium an – ein Studium an einer Hochschule oder Berufsakademie mit integrierter Berufsausbildung beziehungsweise Praxisphasen in einem Unternehmen. Diese Angebot zeigt: Handwerkliche und akademische Ausbildung schließen sich nicht aus.

    Insgesamt stehen über 450 duale Studiengänge für Auszubildende mit Abitur im Handwerk offen. Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen dabei in den Bereichen Maschinenbau/Verfahrenstechnik, Elektrotechnik, Informatik und Wirtschaftswissenschaften. Die Handwerkskammer Köln hat sogar ein "Triales Studium" entwickelt, das neben der Ausbildung die Meisterprüfung und einen Bachelor einschließt.

    Mit Zusatzqualifikationen schneller ans Ziel

    Fast jede zweite Handwerkskammer in Deutschland bietet außerdem Zusatzqualifikationen an, die sich hauptsächlich an Abiturienten richten. Besonders häufig sind die Kurse Technischer Betriebswirt, Technischer Fachwirt und Betriebsassistent. Diese Zertifikate können parallel zur handwerklichen Ausbildung und oft ohne Zeitverlust erworben werden. Darüber hinaus wird vereinzelt auch die Möglichkeit angeboten, Teile der Meisterprüfung bereits parallel zur Ausbildung zu absolvieren.

    Handwerker mit Fortbildung erfolgreicher als Akademiker

    Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) bestätigt, dass es sich für Handwerker besonders lohnt, sich nach der Gesellenprüfung weiterzubilden. Aus einer aktuellen Studie geht hervor, dass die Arbeitslosenquote von Meistern und Technikern mit 2,9 Prozent bei Männern und 3,7 Prozent bei Frauen unter der Quote bei Akademikern (Männer 3,0 Prozent, Frauen 4,0 Prozent) liegt.

    Katharina Wenzel wird erst einmal im Januar ihre Gesellenprüfung ablegen. „Danach finde ich sicher einen Job“, erklärt sie zuversichtlich. Und in einigen Jahren möchte sie wahrscheinlich die Meisterprüfung absolvieren – lohnen wird sich das auf jeden Fall.

    Quelle: Kampagnenbüro Handwerk Deutscher Handwerkskammertag

    www.handwerk.de